Kirchberger Natur- und Heimatfreunde
 des NABU Deutschlands Ortsgruppe Kirchberg e.V.    

Naturschutzstation

 Der Engländerstolln

 

Bergbruder Peter Ritter vor dem Mundloch des Engländerstollns.

Rolf Ebert beim Beräumen im Wetterschacht

Dieses Bergwerk, welches im Volksmund als "Engländerschacht" oder "Engländerstolln" bezeichnet wird, wurde offiziell als Untersuchungsbetrieb Grube Martin Römer Weißbach bezeichnet und war ein Betriebsteil der Gewerkschaft Schneeberger Bergbau, die zum Staatskonzern Sachsenerz Bergwerke AG gehörte.

Am 21. Januar 1935 wurde dem Sächsischen Staate durch das Oberbergamt das Bergbaurecht für das Grubenfeld "Martin Römer" in Weißbach verliehen. Ab Januar 1939 begannen Schürfarbeiten zur Feststellung von Wolframit führenden Erzgängen. Ab März 1944 begann die Vorbereitung der Inbetriebnahme der Bergwerksanlage.

Das ehemalige Schießheim in Weißbach wurde als Kriegsgefangenenlager ausgebaut. Die Kriegsgefangenen, 20 Engländer, trafen am 30. April 1944 ein.

Ab 2. Mai 1944 wurde mit dem Bau der Betriebsgebäude (Mannschaftsgebäude, Maschinenhaus, Trafogebäude und Stromzuleitung) begonnen. Seit November 1943 wurden die ersten Vorarbeiten zum Stollnvortrieb getroffen. Es wurden 16,1 m Stolln mit Hand aufgefahren.

Am 3. August 1944 begann man den Stollnvortrieb. Das Stollnmundloch wurde ausgemauert und betoniert.

Auf einen wolframitführenden Erzgang trafen die Bergleute bei 182,6 m Stollnlänge. Sie begannen mit dessen Auffahrung. Der alte "Martin-Römer-Stolln" konnte am 22. Februar 1945 angefahren werden. Man war auf einen über 700 Jahre alten Bergbau gestoßen. Am 12. April 1945 sind die Arbeiten unterbrochen worden. Das Waldgebiet in Schachtnähe, in welchem sich die SS-Einheiten verschanzt hatten, lag unter Artilleriefeuer der Alliierten Streitkräfte.

Am 1. August 1945 hat man den Betrieb am "Martin-Römer-Stolln" eingestellt und das Sollnmundloch mit einer Steinmauer von 80 cm Stärke verwahrt. Ein Teil von Einrichtungsgegenständen und Maschinen wurde nach Schneeberg ausgelagert bzw. während der Kampfhandlungen geplündert oder zerstört.

Kellerbau für die Versorgungsleitungen Strom und Wasser auf dem Zechenplatz, fertiggestellt im September 2009

Die Betriebsgebäude wurden an einen Bauern aus Weißbach zum Unterstellen von Landtechnik verpachtet, später wurden sie abgerissen.

In der kurzen Betriebszeit kam es zu keinem Abbau von Wolframit, obwohl mit einem Roherzvorkommen  von 700 t gerechnet wurde.

 

Peter Ritter bei Arbeiten in der Kopfstrecke

Vom Mundloch (Stollneingang) ausgehend, wurde ein 215 m langer Stolln in Richtung Südwest in den Berg getrieben. Die Stollnsohle am Mundloch liegt bei 509,2 m über NN. Am Stollnkreuz bei 190 m beträgt die Höhe 510,6 m ü. NN. Durch die leichte Steigung wurde das gelöste Grubenwasser auf natürlichem Wege abgeführt. Durch eine kleine Rinne an der Seite des Stollns floß das Wasser ins Freie ab. Am Stollnkreuz zweigen zwei Strecken in südsüdöstlicher bzw. nordnordwestlicher Richtung ab. Diese abgehenden Strecken haben eine Gesamtlänge von 138 m. Das durchschnittliche Stollnmaß weist eine Breite zwischen 2 bis 2,5 m und eine Höhe zwischen 1,80 m und 2,00 m. Am Ende der südsüdöstlichen Strecke trifft der Engländerstolln auf den 2 m tiefer liegenden, mindestens 700 Jahre alten, sogenannten "Martin-Römer-Stolln". Die Stollnform ist hier noch aus dem Altbergbau erhalten. Der Stolln liegt schräg, entsprechend dem Einfallen (Neigung des Erzganges zur Horizotalen) des Erzganges ca. 70 m. Er hat eine Breite bis zu 1 m und eine Höhe bis zu 1,80 m. In beiden Streckenteilen befinden sich je ein Überhau, d.h. schräg nach oben verlaufende Schächte, die wiederum Strecken des alten Bergbaus anschneiden.

Der Aufstieg zum Wetterschachte (Engländerstolln)

Hunte im Haldenbereich auf dem Zechenplatz

Der Engländerstolln verfügte über eine Gleisanlage mit 600 mm Spurweite zur Beförderung des Abraumes mit Hunten (kleine Loren). Der Abraum (abgebautes Gestein ohne Erz) wurde im Stollnvorfeld auf Halden gelagert. Rechts neben dem Mundloch stand auf der noch teilweise vorhandenen Betonfläche eine Kompressorstation zur Presslufterzeugung. Im Frühjahr 1991 wurde das Mundloch des Bergwerkes durch die Bergsicherung verwahrt, 2003 von den Kirchberger Natur- und Heimatfreunden mit Genehmigung des Oberbergamtes wieder geöffnet. Seit 2005 kann das Vereinsbergwerk "Engländerstolln" zum "Tag des offenen Denkmals" am 2. September-Sonntag besichtigt werden.

Einstieg zum Südostüberhau mit fertiger Bühne bei 10 m

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