Bergbaulandschaft "Hoher Forst"
Etwa 6 km nordwestlich von Schneeberg befindet sich in einem Wald ein altes Bergbaugebiet mit der wüsten Bergstadt Fürstenberg, geschützt durch eine Turmhügelburg.
Abgebaut wurden hier Eisen-, Kupfer-, Silber-, Bleierz, und später wurde ein Wolframiterzgang aufgefunden. Urkundliche Erwähnungen gab es zwischen 1316 und 1405. Aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Markgrafen von Meißen und den Vögten von Weida als Grundherren muss dieses Abbaugebiet im Mittelalter eine besondere Bedeutung gehabt haben. Mit der Urkunde von 1405 übergeben die Vögte alle ihre Bergwerke an die Markgrafen. Möglicherweise kam der Bergbau in diesem Gebiet mit dem Husitteneinfall im Jahre 1429 weitestgehend zum Erliegen und die Bergstadt Fürstenberg wurde wüst.
Ende des 15. Jahrhundert (1473 - 1475) versuchten die Gebrüder Staude aus Nürnberg im Auftrag von Martin Römer den Stolln wieder aufzugewältigen, doch sie wurden dem Wasser nicht Herr. Der Bergbau wurde bis Mitte des 20. Jahrhunderts nie völlig eingestellt, immer wieder wurde versucht, dem Gebiet Erze zu entlocken.
Das heute mit zahlreichen Pingen und Halden überzogene Bergbaugebiet - seit 1939 Bodendenkmal - gehört zu den wichtigen montanarchäologischen Bergbaudenkmalen des Erzgebirges. Es ist touristisch sowohl über- als auch untertätig aufgrund der Bemühungen der Kirchberger Natur- und Heimatfreunde seit dem Jahre 2002 erschlossen.
Auf Beschluss Kaiser Barbarossas auf einem Reichstag in Köln im Jahre 1157 wurde im Rahmen der Landesneuordnung u.a. die Herrschaft Wiesenburg in einem Teil des ehemaligen Gaues Zwiccowe mit seinem kirchlichen und kulturellen Zentrum Kirchberg gegründet. D.h., dass sowohl die Wiesenburg als auch eine Ansiedlung an der Kirche vorhanden waren. Als Lehnsherren setzte der Kaiser die Verantwortlichen für das Reichsmontanwesen, die Vögte von Weida, ein. Die Vorfahren der Vögte kommen aus der Gegend von Köln. Kaiser Heinrich III. holte sie um 1080 ins Harzgebiet, wo sie sich in Osterode niederließen und die Vogtei von den Reichsklöstern Gandersheim und Nordhausen erhielten. Erkenbert I. (von Osterode) und v.a. Heinrich I. und II. (von Weida) sowie ihre Erben waren für die Reichserzgewinnung und Reichsmünzen bis zum Jahre 1348 verantwortlich. In diesem Jahr hob Kaiser Karl IV. die Vogtei auf und der Abstieg der Vögte auf jedem Gebiet begann. Erben waren dabei die Markgrafen von Meißen (Wettiner). Der Bergbau kam allerdings bis 1945 nicht völlig zum Erliegen.
Die Herrschaft Wiesenburg war, wenn wir es heute betrachten, eine Bergbauherrschaft an einem westlichen Punkt des Erzgebirges, denn von der Wiesenburg aus, hoch über der Zwickauer Mulde, geht es immer bergauf. Zur Herrschaft gehörte der Wiesenburger Wald in seinen Grenzen Hundshübel, Zschorlau, Lichtenau im Süden; Bärenwalde, Hartmannsdorf, Saupersdorf im Westen; Burkersdorf im Norden und Weißbach, Griesbach, Lindenau, ein Teil von Schneeberg (Luftlinie Keilberg - Gleesberg) sowie Neustädtel/Scheibe. Höhen ü- NN: 410 bis 612 m. Geteilt war der Wiesenburger Wald in den Unterforst und in den Oberforst. Zentrum des Unteren Wiesenburger Waldes wurde das Städtchen Kirchberg - kirchlich und kulturell. Wiederum geteilt war der Untere Wiesenburger Wald in den niederen Forst und in den Hohen Forst, dem Erzabbaugebiet. Das Städtchen Kirchberg wurde ab/um 1172 an der Kirche am Abhang des Geiersberges von den Vögten von Weida planmäßig angelegt.
Im Bereich des unteren Wiesenburger Waldes, im Niederen Forst, liegt der Natur- und Bergbaulehrpfad "Zum Hohen Forst". Das Gebiet ist Flächenbodendenkmal seit 1939 und umfasst ein großes Waldgebiet mit seinem Kerngebiet, dem alten umwallten Bergbauareal und die wüste Bergstadt Fürstenberg, deren Ausmaße wir nicht kennen. Bergbauareal und Stadt wurden durch eine Turmhügelburg geschützt.
Durch dieses Gebiet verlief sowohl eine uralte Salzstraße als auch der Rittersgrüner Pass. Unweit davon führt der Frühbusser Steig ebenfalls in Richtung Böhmen.
Sowohl der Natur- und Bergbaulehrpfad "Zum Hohen Forst" als auch der Schneeberg/Neustädtler Bergbaulehrpfad mit seinen zahlreichen Gruben liegen im Bereich des Hohen Forstes im Niederen Wiesenburger Wald, der so manche kriegerische Auseinandersetzung zwischen den Vögten und den Markgrafen sah und der im 12. Jahrhundert bis zum Aufkommen der Bergstadt Schneeberg im Jahre 1481 mindestens die gleiche Bedeutung hatte wie die Gegend um Freiberg.
Der "Hohe Forst" ist also ein einmaliges Landschaftsgebiet im Landkreis Zwickau. Er ist ein Verbindungsglied vom Vorerzgebirge ins Erzgebirge mit mittelalterlichem Bergbau und einer Vielfalt von Flora und Fauna im Waldgebiet.
Lehrpfad:
Im Jahre 2001 kauften wir ein Stück verwildertes Land, 6.490 m², eine ehemalige Halde außerhalb des Bodendenkmals von der Flur der Gemeinde Langenweißbach mit Hilfe des Bürgermeisters und des Landesverbandes des NABU, denn wir hatten herausgefunden, dass ein Stolln auf diesem Gelände mit dem von der Bergsicherung Schneeberg 1991 verwahrten Mundloch irgendwie Richtung alter Silbererzabbau führt. Der Natur- und Bergbaulehrpfad wurde von den Kirchberger Natur- und Heimatfreunden unter Mithilfe von ABM-Kräften zwischen 2001 und 2002 angelegt und führt mittels einem 3 bzw. 6,2 km langen Rundwanderweg durch das Bergbaugebiet sowie angrenzende Wälder und Fluren. 11 Schautafelträger mit 22 Informationstafeln vermitteln dem Besucher Bergbau- und Heimatgeschichte sowie Flora und Fauna. Drei Sitzgruppen laden zum Verweilen ein. Dieser Lehrpfad wird seitdem von vielen Wanderern selbständig genutzt, folgen Sie unseren Wegweisern.
Außerdem werden von den Mitgliedern der Ortsgruppe Gruppenführungen angeboten und dabei weiteres Wissenswertes über Bergbau, Natur und Heimatgeschichte sowie Flora und Fauna unserer Region vermittelt. Anmeldungen bitte beim Vereinsvorsitzenden.
Die Station 3 des Lehrpfades befindet sich auf dem Zechenplatz der Kirchberger Bergbrüder. Dieses Terrain wurde von der Ortsgruppe von der Treuhand gekauft. Hier befindet sich das Mundloch des sogenannten "Engländerstollns".
Der Stolln wurde von den Kirchberger Natur- und Heimatfreunden 2003 wieder aufgewältigt und ein Zugang zum alten "Martin-Römer-Stollen" aus dem 13. Jahrhundert geschaffen.
Dieses Vereinsbergwerk ist der Öffentlichkeit seit dem Jahre 2004 jährlich einmal zugänglich, und zwar zum "Tag des offenen Denkmals" in Sachsen im September.
Unsere Gäste am 20.09.2017 v.l.n.r.: Fachbereichsleiter Bergbau: Peter Ritter; Bürgermeister von Langenweißbach: Jens Wächtler; Bürgermeisterin von Hartmannsdorf: Kerstin Nicolaus; Bürgermeister von Schneeberg: Ingo Seifert; sächsischer Staatsminister der Finanzen: Prof. Dr. Georg Unland; Bürgermeisterin von Kirchberg: Dorothee Obst; Geschäftsführerin Tourismusverband Erzgebirge: Veronika Hiebl; Vorsitzender der Kirchberger Natur- und Heimatfreunde Bergmeister Wolfgang Prehl; Bergbruder: André Prehl